Geschichte der Barmherzigen Schwestern / Salzburg

Am Beginn der Salzburger Provinz standen zwei Menschen: Der Fürsterzbischof Kardinal Friedrich von Schwarzenberg, dem die wachsende Not in seiner Erzdiözese nicht gleichgültig war, und eine junge Salzburgerin, Magdalena Preisinger, die den Ruf in sich verspürte, ihr Leben Gott im Dienst an den Menschen zu weihen.

Nachdem im Jahr 1832 von Straßburg aus in München die Barmherzigen Schwestern eingeführt wurden, sandte Kardinal Schwarzenberg im Jahre 1840 Magdalena Preisinger mit noch fünf Gefährtinnen zur Ausbildung nach München. Sein Plan war, die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern in der Diözese anzusiedeln und Innergebirg in Schwarzach im Pongau eine Kranken- und Versorgungsanstalt zu gründen. Die Schwestern sollten die Führung und Leitung derselben übernehmen.

Zu diesem Zwecke wendete er sich an Kaiser Ferdinand I. um Genehmigung dieses Projektes. Im Dekret vom 23. Juni 1841 kann heute noch nachgelesen werden,

"...dass Se. k. k. Majestät mit allerhöchster  Entschließung vom 19. Juni 1841 mit Vergnügen geruht haben, dass die vom Erzbischof von Salzburg, Fürsten von Schwarzenberg, beabsichtigte Einführung des Ordens der Barmherzigen Schwestern in seiner Erzdiözese und die Gründung einer Kranken- und Versorgungsanstalt in Schwarzach unter der Leitung derselben ins Leben trete..."

Somit war der Weg geebnet und Kardinal Schwarzenberg kaufte 1839 das ehemalige Missionshaus der Benediktiner, setzte es in Stand und richtete eine Kranken- und Versorgungsanstalt ein.  Im Sommer 1844 kehrten die sechs Salzburgerinnen nach ihrer Probe- und Lehrzeit sowie nach abgelegter Profess als Barmherzige Schwestern nach Salzburg zurück.

Am 20. August 1844 begannen die sechs Schwestern und eine von München "geliehene" Oberin  das Werk christlicher Nächstenliebe in Schwarzach. Dieser Beginn war gekennzeichnet von Schwierigkeiten und großer Armut. Trotzdem nahmen die Schwestern mit großem Gottvertrauen den Kampf gegen Not, Krankheit und Elend auf sie gaben ein leuchtendes Beispiel gelebter christlicher Liebe. Dieses Beispiel blieb nicht unbeachtet und bald schon meldeten sich junge Frauen vom Land, die dieses Ideal leben wollten. Das Wachsen der Gemeinschaft ermöglichte die Ausweitung der Werke der christlichen Liebe im Gebiet der Diözese. Nach Rückkehr der "Leihoberin" Sr. Aloisia Aigner übernahm Sr. Ambrosia (Magdalena) Preisinger das Amt der Generaloberin.

1851 kommen die ersten Schwestern in die Landeshauptstadt Salzburg. Schwarzach bleibt weiterhin das Mutterhaus. Auf die Dauer jedoch kann die Einrichtung in Schwarzach das Mutterhaus nicht mehr beherbergen, deshalb wird in der Stadt ein Hof angekauft und das neue Mutterhaus an der Salzach errichtet. Am 5. August 1863 werden Kirche und Haus eingeweiht.
Nach dem Tod von Mutter Ambrosia übernimmt Sr. Vinzentia Praxmarer das Amt der Generaloberin. Sie spürt in sich den Wunsch, die Barmherzigen Schwestern von Salzburg mit der vom hl. Vinzenz und der hl. Luise gegründeten Gemeinschaft der "Töchter der christlichen Liebe" in Paris zu vereinigen. Diese Vereinigung wird am 1. August 1882 vollzogen. Ab diesem Zeitpunkt ist Salzburg eine Provinz der weltweiten Gemeinschaft der Töchter der christlichen Liebe mit dem Mutterhaus in Paris.

Bestärkt im vinzentinischen Geist, wirkten die Schwestern trotz vieler Schwierigkeiten all die Jahre in den verschiedensten Orten der Diözese in Schulen, Kindergärten, Kinderheimen, Behinderteneinrichtungen, Altenheimen und Krankenhäusern.

Eine der schwierigsten Zeiten waren die Kriegsjahre während des zweiten Weltkrieges, die Zeit des Nationalsozialismus. Alle Schwestern, die in den Schulen und Kindergärten tätig waren, mussten ihr Arbeitsfeld verlassen. Mit  der damaligen Visitatorin Sr. Anna Berta Königsegg hatte die Provinz in dieser Zeit eine Leitung, die es verstand. trotz aller Schwierigkeiten die Provinz sicher zu leiten.  Als im Jahr 1940 geplant wurde, die Bewohner der Behinderteneinrichtung von Schernberg und Maria Tal abzutransportieren, beginnt ihr Kampf um die Ärmsten und das "unwerte" Leben. Sr. Anna Berta Königsegg schreibt einen sehr eindrucksvollen Brief an den  Reichsverteidigungskommisar im Wehrkreis XVIII, Friedrich Rainer, und bittet um die Belassung  der Patienten auf Kosten der Gemeinschaft. Die Antwort darauf lässt nicht lange warten zweimalige Verhaftung und schließlich Landesverweis. Schwester Anna Bertha gehörte zu den wenigen Unerschrockenen dieser Zeit, die den Mut aufbrachten, sich offen gegen die Vernichtung sogenannten "unwerten Lebens" durch die Nationalsozialisten zu stellen. Ihre Eingaben bezeugen dies auf eine sehr klare und deutliche Weise. Im Jahr 1945 kehrt sie aus der Verbannung zurück und übernimmt wieder die Leitung der Provinz.

Während in den ersten Jahrzehnten die Gemeinschaft wuchs und immer neue Werke begonnen werden konnten, folgte jetzt (Zeitangabe zB ab den 80er Jahren) eine Zeit, in der die Berufungen weniger wurden und nach und nach Niederlassungen geschlossen bzw. in andere Hände übertragen werden mussten.

Wenngleich die Zahl der Schwestern heute klein und gering ist, wird an den verbliebenen Wirkungsstätten im Sinne des hl. Vinzenz und der hl. Luise dem Menschen gedient.