Provinz Graz-Mitteleuropa

Die weltweite Gemeinschaft der Töchter der christlichen Liebe vom hl. Vinzenz von Paul ist in Provinzen eingeteilt und in 95 Ländern der Erde präsent, die Generalleitung ist in Paris.

Im 19. Jahrhundert entstanden mit Unterstützung der Barmherzigen Schwestern von München in Graz (1841) und in Salzburg (1844) eigenständige vinzentinische Gemeinschaften, die dem jeweiligen Diözesanbischof unterstanden. Beide Gemeinschaften vereinigten sich einige Jahre später (Graz 1851, Salzburg 1882) mit der Ursprungsgemeinschaft in Paris, welche 1633 vom hl. Vinzenz von Paul und der hl. Luise von Marillac gegründet wurde.

Die Schwesternzahl in beiden österreichischen Provinzen nahm stark zu und die Grazer Provinz dehnte sich zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie auch geographisch sehr aus. Es entstanden Niederlassungen in Istanbul, in Ungarn, im ehemaligen Jugoslawien, in der ehemaligen Tschechoslowakei und in Rumänien. Später – meist bedingt durch politische Umstände – bildeten sich in diesen Gebieten eigenständige Provinzen (Ungarn 1905, Jugoslawien 1919, Slowakei 1922 und Rumänien 1925).

Aufgrund der abnehmenden Schwesternzahl in den letzten Jahrzehnten wurde der Gedanke des Zusammenrückens und des Miteinanders der Provinzen immer bedeutender. So wurden im Auftrag der Generalleitung im März 2004 die beiden Provinzen Graz und Salzburg auf Gemeinschaftsebene zur „Provinz Österreich“ zusammengeführt. Zivilrechtlich bestehen die beiden Kongregationen Graz und Salzburg als eigenständige Körperschaften öffentlichen Rechts weiter. Rückblickend kann man sagen, dass diese Zusammenlegung auf der Ebene der Gemeinschaftsstruktur richtig und gut ist.

Für die Provinzen, die im vorigen Jahrhundert nach und nach aus der Provinz Graz entstanden waren, brachte die kommunistische Ära einen tiefen Einschnitt. Das segensreiche Wirken wurde schlagartig beendet, die Schwestern wurden enteignet, durften Großteils nicht mehr in Gemeinschaft leben, erlebten Unterdrückung und Bespitzelung, es waren keine Eintritte möglich…  Nach der politischen Wende begannen die Schwestern voll Hoffnung wieder das gemeinschaftliche Leben und bald schlossen sich junge Frauen den Gemeinschaften an, leider jedoch nicht in der erhofften Anzahl. Die Auswirkung der kommunistischen Ära sind bis heute zu spüren. Der enteignete Besitz der Schwestern wurde im Laufe der Jahre nur zum Teil zurückgegeben und wenn, dann in einem schlechten baulichen Zustand.

Verschiedene Überlegungen veranlassten die Generalleitung zu der Entscheidung, die Provinzen Österreich, Ungarn und Rumänien auf Gemeinschaftsebene zu einer Provinz zusammenzuführen. Im Oktober 2011 entstand die Provinz „Graz-Mitteleuropa“. Die zivilrechtliche Eigenständigkeit der Körperschaften hat sich durch diese Zusammenlegung nicht geändert.
Am Tag der Zusammenlegung hatte die neue Provinz 331 Schwestern (Österreich 241, Ungarn 73 und Rumänien 17 Schwestern), die in 16 Lokalgemeinschaften (Österreich 12, Ungarn 2 und Rumänien 2 Lokalgemeinschaften) lebten.

Im Miteinander zeigt sich aufgrund der sprachlichen und kulturellen Unterschiede eine große Vielfalt, die bereichernd und herausfordernd zugleich ist. In unserem Inneren spüren wir jedoch eine große Einheit, die durch unsere gleiche vinzentinische Ausrichtung und unsere geistliche Lebensweise gegeben ist. Wir alle, egal ob wir in Österreich, in Ungarn, in Rumänien oder in der Türkei leben, versuchen unsere Berufung zu leben und den Armen zu dienen. Die Armen sind es, die uns – ebenso wie das Geistliche – verbinden, da die Hilfe für sie unser gemeinsames Anliegen ist.